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Mit kreativen Science-Fiction-Technologien
ins All 1 August 2002 In einem neuen ESA-Projekt
sucht die europäische Raumfahrtagentur in der
Science-Fiction-Welt nach innovativen Technologien, die ein
Anwendungspotenzial in der Raumfahrt haben könnten. Es geht
um die Schnittstelle zwischen Phantastik und realer
Wissenschaft. Und um die Mithilfe von Science-Fiction-Freaks. Die Jahrmillionen andauernde Geschichte der
Menschwerdung des Affen auf dem Planeten Erde hat es belegt:
Phantasie, Neugier, Kreativität waren und sind entscheidende
Triebkräfte menschlicher Fortentwicklung. Wie vieler
Phantasie bedurfte es, das Rad zu erfinden?! Wie viel
Phantasie gehörte zu der Erkenntnis, dass der Gasausstoß
einer Rakete im luftleeren Raum, wo er sich nirgendwo
abstützen kann, nicht nur funktionieren muss, sondern gerade
dort besonders gut funktionieren wird!
Von spinnerten Erfindern und suspekten
Phantasten Noch
bevor Multitalent Leonardo da Vinci Flugapparate und
Technologien kommender Jahrhunderte skizzierte oder ein Jules
Verne die Mondlandung dreier Amerikaner präzise vorwegnahm,
schrieb der Philosoph und Naturforscher Roger Bacon im 13.
Jahrhundert: "Man wird Schiffe ohne Ruder bauen, so dass die
größten von einem Mann zu steuern sind. Und unglaublich
schnelle Fahrzeuge, vor die kein Tier gespannt werden muss.
Und fliegende Maschinen. Und solche, die ohne Gefahr bis auf
den Grund der Meere und Ströme tauchen können." Das war
vor 750 Jahren! Wie mögen Klerus und Obrigkeit darauf
reagiert haben?
Und das vereint Erfinder, Phantasten, Universalgenies,
Utopisten und Science-Fiction-Autoren aller Couleur und
Jahrhunderte: Den Zeitgenossen erscheinen sie zumeist als
suspekt, spinnert oder sie werden als Gotteslästerer
verachtet. Ihre Ansichten, Erfindungen, Ideen würdigt allzu
oft erst ihre Nachwelt.
Die atemberaubenden, unser Vorstellungsvermögen
sprengenden Ergebnisse astronomischer Forschung der letzten
Jahrzehnte haben aber auch die Begrenztheit menschlicher
Kreativität und Phantasie zutage gefördert. Fred Hoyle
brachte es auf den Punkt: "Kein literarisches Genie hätte eine Geschichte
erfinden können, die auch nur zum hundertsten Teil so
phantastisch wäre, wie es die nüchternen Tatsachen sind, die
die astronomische Wissenschaft enthüllt hat."
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Das
Kunstobjekt "Cosmic Dancer" von Arthur Woods
an Bord der MIR-Station |
| Science Fiction als Brainstorming Phantasie, Kunst und Wissenschaft bedingen
einander, befruchten sich wechselseitig. Viele Wissenschaftler
wurden durch Science Fiction (SF) zu ihrer beruflichen
Entwicklung inspiriert. Künstler und Techniker wiederum
halfen mit ihren Fähigkeiten bei der Visualisierung von
SF-Ideen. Filme, wie "2001-Odyssee im Weltraum",
"Unheimliche
Begegnung der dritten Art", "Star Trek" oder
"Star
Wars" haben sehr zur Popularisierung von Science Fiction und
zur Aktivierung der Phantasie beigetragen. Und genau für
diese Schnittschnelle zwischen Phantastik und realer
Wissenschaft interessiert sich nun die ESA. Autoren von
SF-Titeln besitzen in der Regel nicht nur eine blühende
Phantasie, sie verfügen oft auch über ein breites
technisches Hintergrundwissen. Science Fiction lebt von
realisierbaren Denkunmöglichkeiten: Was heute noch wie ein
Märchen klingt, kann morgen schon Wirklichkeit sein.
Die ESA hat zwei Einrichtungen in der Schweiz,
das "Maison
d´Ailleurs" sowie die "OURS-Foundation" beauftragt,
in der SF-Literatur nach verwertbaren Technologien zu suchen.
Das "Maison d´Ailleurs" ("Haus von Anderswo") in
Yverdon-les-Bains ist ein Museum für Science Fiction, Utopia
und außergewöhnliche Reisen. Es verfügt über eine der
größten SF-Sammlungen der Welt. Museumsdirektor und
SF-Kenner par Exzellence, Patrick Gyger, ist heute Herr über
40 000 SF-Titel in über 40 Sprachen. Hinter der "OURS-Foundation"
verbirgt sich Weltraumkunst im weitesten Sinne. Chef der
Vereinigung ist der in der Nähe von Zürich lebende
Schweiz-Amerikaner Arthur Woods. Er entwarf die erste
extraterrestrische Weltraumkunst. Sein "Cosmic Dancer"
erlebte auf der MIR-Station Premiere.
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Unkonventionelles
ESA-Projekt Gyger
und Woods leiten das ESA-Projekt "Innovative Technologien
aus der Science Fiction für Anwendungen im Weltraum".
Gemeinsam durchforsten sie Bücher, Veröffentlichungen,
Bilder, Filme, nehmen Kontakt mit Experten auf, diskutieren
Ideen und sammeln Vorschläge unterschiedlichster Art. Die
aufbereiteten Ergebnisse erhält die ESA, die sie ihrerseits
dann nach Brauchbarkeitskriterien sondiert. Erste
Ergebnisse wurden bereits in einer ESA-Broschüre publiziert.
Nun ist die Europäische Raumfahrtagentur auch mit einer
speziellen Website "Innovative Technologies from Science
Fiction for Space Applications" unter http://www.itsf.org/ online
gegangen. Die Website dient sowohl als wechselseitiger
Informationskanal zwischen ESA und Öffentlichkeit als auch
als eine permanente Forschungsstätte. Weltweit kann sich nun
Jedermann an der Suche nach umsetzbaren Ideen beteiligen. Er
kann hier Informationen aus Büchern, Bildern oder Filmen
weitergeben, Ideen vermitteln, Anregungen geben. Die ESA hat
bereits zwei Technologien identifiziert, mit deren weiterer
Erforschung sie Universitäten beauftragen will. Was von den
ganzen Vorschlägen letztendlich brauchbar und realisierbar
ist, müssen die ESA-Spezialisten dann in Machbarkeitsstudien
testen. |
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